Donnerstag, 2. September 2010

Die Vielfalt in der Einheit...

Seit ich erleuchtet bin,  beobachte ich immer wieder, wie sich meine Wahrnehmung von mir selbst und meiner Welt geändert hat. Das vorherrschende Gefühl ist Ruhe, Stille, Unendlichkeit, Wohlbefinden. Wie ein riesiger Ozean in den hinein ich mich aufgelöst habe.
Trotzdem bin ich selbst noch da, irgendwie anwesend.
Aber nicht wie früher. Da war ich selbst der Mittelpunkt der Welt und meiner Wahrnehmung.
Ich war als wahrnehmendes Subjekt mir selbst bewusst, und dachte immer, dass ich das, was da draußen ist, wahrnehme. Ich spürte ganz deutlich einen Unterschiede zwischen dem, was ich war, und dem, was ich da draußen wahrnehmen konnte.
Das ist heute nur noch eine Perspektive von Vielen.
Wenn ich heute nichts tue und einfach nur wahrnehme ist das erstmal nichts...
Keine Gedanken, keine Bilder, keine Gefühle - nichts halt. Ruhe, Stille. Weniger als nichts. Schon die Wahrnehmung der inneren Ruhe ist eine Aktivität. Das Wohlgefühl ist schon eine Aktivität.
Der Grundzustand ist abstrakt gesagt, weniger als Nichts. Er ist nur eine Möglichkeit, ein Potential.
In diesem unendlichen Meer von Nichts ist das Gefühl von Alles. Jede Form von Wollen, von Aktivität, egal ob Innen oder Außen, jeder Unterscheidung, jeder Gedanke, jedes Wort, einfach Alles ist einfach nur eine Möglichkeit in diesem Ozean der Möglichkeiten.
Das, was ich früher als Realität empfunden habe, sehe ich heute als ein dünnes Blatt Papier mit Manifestationen auf diesem riesigen Ozean der Stille und Ruhe. Alles ist Eins. Alles ist mit Allem verbunden. Ich kann selbst entscheiden, wie sehr ich es unterscheide, zerteile, in Einzelteile zerlege. Und durch Nichts-Tun einfach wieder in den Ozean zurückkehren lassen. Nichts ist allein, nichts ist unabhängig von Anderem, nichts ist getrennt, Alles ist Eins.
Ich empfinde diese Zustände nicht mehr als voneinander getrennt, wie früher. Da war ich entweder in dem Zustand meines eigenen Ichs und mir selbst als Person bewusst, oder ich fühlte die Einheit der Dinge und mich als ein Teil des Ganzen.
Jetzt ist das anders. Es ist gleichzeitig, so als wenn das Gehirn diese Bewusstseinszustände gleichzeitig aufrechterhält. Aber es fühlt sich nicht so an. Es ist ein großes Ganzes, dass ich nach Belieben und Notwenigkeit aufteilen kann, durchschreiten kann und nutzen kann. Meine Realität ist heute das Ganze, das durchdrungen ist von dem Gefühl der Unendlichkeit.
Es ist anders, als ich es mir früher vorgestellt habe. Anders und viel besser.
Früher dachte ich an die Unendlichkeit, an Bliss, an reines Bewusstsein aus der eingeschränkten Perspektive meiner Person heraus. Das ist heute nicht mehr so.
Heute hat sich diese Person vollständig aufgelöst. Ich weiß nicht mehr wer sie ist, wer sie war, wo sie ist, und ich finde sie nur noch in Teilen wieder in diesem riesigen Ozean der Realität.
Das hat zu anderen Verhaltensweisen geführt bei mir. Ich beobachte schrittweise, wie sich mein bisheriges Leben auflöst, umbaut, verändert.
Und diese Veränderungen sind nicht dramatisch. Sie sind einfach so, wie sie sind, sie haben keine Wichtigkeit mehr für sich selbst, sie bekommen keine Bewertung. Sie sind wie eine leichte Brise im Wind. Und trotzdem habe ich das Gefühl, vollkommen sicher zu sein, vollkommen ohne Angst, dass vielleicht komische Veränderung passieren, die ich nicht will.
Alle Aktivität ist nicht mehr so werthaltig, so wichtig, so groß, wie es früher war. Diese Attribute verblassen immer mehr, weil sie früher aus meiner Person heraus erzeugt und festgelegt wurden.
Mit dem Verschwinden der Person (ich weiß, das klingt komisch, denn ich bin ja noch da und lebe noch - aber es ist so) hat sich das alles in eine Auflösung begeben.
Die Person taucht nur als Funktion auf, wenn sie benötigt wird um angesprochen zu werden. Danach löst sie sich sofort wieder auf. Sie taucht nur ganz zart auf, nur so viel wie unbedingt nötig, um an einer Unterhaltung, an einer Aktivität teilzunehmen. Es ist so zart wie ein Blatt Papier auf einem Ozean und vermittelt mir nicht das Gefühl, dass das und nur das Realität sei. Es ist nur ein ganz zarter Anflug von Realität.

beim Zahnarzt...

Die letzten Tage haben mir einige Erfahrungen beim Zahnarzt gebracht.
Ich hatte zeitlebens ein komisches Gefühl, wenn das Thema Zahnarzt auf mich zukam. Schon im Wartezimmer erfasste mich in der Regel eine innere Unruhe, die ich oft mit Konzentration, Ablenkung, Zeitunglesen usw. versuchte zu unterdrücken. Auf dem Stuhl während der Behandlung steigerte sich diese Unruhe machmal bis zu einem Gefühl der vollkommenen Hilflosigkeit und Panik, was mich dann zwang die Behandlung abzubrechen.
Meine letzten Besuche waren endlich ganz andere Erfahrungen, weil niemand mehr da war, der sich mit der Erfahrung der Unruhe, Angst und Schmerz identifizieren konnte. Ich war nach meiner Erleuchtung nicht mehr da. Ich nahm alles wahr, was meinem Körper widerfuhr, fühlte mich aber nicht komisch dabei. Es war so wie es war, und ich merkte, wie mein Körper verschiedene Reaktionen auf die Spritzen, die Behandlungen, die Schmerzen zeigte. Es beunruhigte mich aber nicht mehr. Es war da keine Instanz mehr in mir, die sich einmischen wollte, die was ändern wollte. Ich hatte keine Unruhe in mir, keine Angst. Trotzdem war ich mir sicher, dass ich rechtzeitig reagieren würde, falls etwas schief laufen sollte.
Ich vertraute voll und ganz der Behandlung als Prozess in dem mir nichts passieren konnte.
Während der Behandlung merkte ich, dass mein Körper Endorphine, Glückshormone ausschüttete. Je schmerzhafter die Behandlung war, desto mehr Bliss entstand. Quasi als Gegenreaktion auf die unangenehmen Gefühle. Ich wusste mit Gewissheit, dass die Behandlung gut und notwenig war, und der Körper sorgte für die Aufrechterhaltung des Wohlbefindens. So konnte ich der Behandlung entspannt folgen.
In den Stunden und Tagen danach reinigte der Körper sich von dem Gift der Betäubungsspritzen, und nach ein paar Tagen war die ganze Behandlung vergessen, so als wäre sie nie geschehen.
Ich freue mich, dass ich endlich von diesen elenden Gefühlen und Angstanfällen bei Zahnarztbesuchen befreit bin.