Freitag, 1. April 2011

Worte, Kultur und Realität

Wenn ich etwas wahrnehme, wenn ich meine Aufmerksamkeit auf Etwas oder Jemanden richte, passiert Folgendes:

Ich sehe Nichts und ich sehe Alles. Und das auch gleichzeitig.

Zum Einen merke ich, dass nichts passiert. Nichts ändert sich, Nichts ist anders, NICHTS wird wahrgenommen, weil da eine solche Fülle in dieser Unendlichkeit ist, die ich bin, dass sich daran nichts ändern kann. Das, was ich wahrnehme ist nicht von einer Qualität, dass sich irgendwas ändern könnte, es ist einfach vollkommen Teil davon, es ist gefühlsmäßig noch nicht einmal unterschieden davon. Wie sollte ein bisschen Welle, den Ozean ändern? Es ist noch nicht mal der Hauch einer Bewegung zu spüren.

Zum Anderen sehe ich all die Dinge, die meine Mitmenschen auch wahrnehmen. Und spüre manchmal eine Verwunderung in mir aufsteigen. Ich wundere mich über die ganzen Dinge, die ich wahrnehme.

Früher habe ich gedacht:
Ich spreche, ich lebe durch mich selbst.
Dann dachte ich:
ES spricht durch mich, ES lebt durch mich.
Und jetzt ist sogar das *mich* weg.
ES spricht durch sich selbst, ES lebt durch sich selbst.
Und wo ist ICH?
ICH ist wohl nur noch das kulturell bedingte, gewohnheitsmäßig benutzte Wort. Ich könnte es auch ganz weglassen, aber dann klappt das mit der Kommunikation nicht mehr so gut ;-)

Ich rede also, wie üblich, ganz normal mit all diesen erlernten Begriffen, merke aber, dass die Bedeutungen ihre Wertigkeit eingebüßt haben. Ich hatte früher eine andere Rhetorik drauf, weil ich selbst so involviert war in die Wichtigkeit der Worte. Sie haben mir etwas bedeutet.
Das ist heute nicht mehr so. Die Worte und ihre Bedeutungen haben sich verändert. Der persönliche Bezug ist verschwunden. Früher waren Wörter für mich Teile der Realität. Ich konnte sie benutzen um alles zu beschreiben, was ich für Realität gehalten hatte. Jetzt geht das nicht mehr, weil die Worte das, was ich heute für Realität halte ES nicht beschreiben können. Worte können DAS nicht beschreiben. Und warum auch? Warum sollte ich das beschreiben, was ist? Wohl nur, um "Kultur" zu erschaffen.

Was für eine skurile Situation...