Dienstag, 3. Mai 2011

Der freie Wille

Es gibt ihn übrigens doch, den freien Willen!

Ich finde, dass ist eine ganz wichtige Botschaft, weil gerade in der letzten Zeit einige Gehirnforscher darauf gestoßen sind, dass das nur eine Illusion ist, und wir uns das nur einbilden, weil es unserem Überleben nützt und unser Bild von uns selbst als autonome Wesen unterstützt. Das mag stimmen in dem Bereich unseres täglichen  mehr oder weniger bewussten  Alltags-Handelns.

Der Bereich, den ich meine, wo ich den freien Willen des Menschen gefunden habe, ist auf einer viel elementareren Ebene des menschlichen Lebens, nämlich tief im Innenraum verborgen. Dort, wo die Schöpfung unseres Selbst entsteht. Auf der Ebene, wo ich mich für oder gegen mich selbst entscheiden kann.

Es gibt eine Ebene des Bewusstseins in uns, wo wir selbst direkt verbunden sind mit dem höheren Selbst, mit dem Teil von uns, der wir immer schon waren, der frei von Ego ist, der tief ins Absolute, ins Nichts hineinreicht, der eine Verbindung, eine Brücke darstellt. Diese Ebene ist oft total verschüttet, weil wir uns mit unserem freien Willen entschieden haben, ihr keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken. Psychologisch lässt sich das auch als Verdrängung bezeichnen.

Diese Entscheidungsmöglichkeit ist Teil unseres menschlichen (göttlichen) freien Willens. Und dieser Teil des freien Willens bleibt uns als Mensch immer erhalten. Unter allen Umständen. Wir können uns für uns selbst entscheiden oder auch dagegen. Und meine inneren Forschungen haben gezeigt, dass wir als Menschen oft gute Gründe haben, uns gegen uns selbst zu entscheiden. Und das sind oft Gründe, die damit zusammenhängen, dass wir vermeintlich oder tatsächlich um unser Leben kämpfen mussten.

Das Überleben unseres Körpers hat eine derartig hohe Priorität in unserem Menschsein, dass wir dafür sogar bereit sind, uns selbst aufzugeben. Diesen freien Willen haben wir.

Und genau so haben wir den freien Willen uns wieder für uns selbst zu entscheiden, wenn die vermeintliche oder tatsächliche Gefahr nicht mehr besteht.

Ich habe diese Momente der Wahrnehmung der größten Gefahr und ihrer Verfestigung in unserem Bewusstsein Überlebensknoten genannt, weil es sich anfühlt wie eine Verknotung von Lebensenergie und -intelligenz in unseren verschiedenen Existenzräumen, dem mentalen Raum, dem Gefühlsraum und dem körperlichen Raum.

Ein banales Beispiel für solch eine Lebensgefahr ist Liebesentzug, den ein Kind oft erfährt, wenn es bei nicht empathischen Eltern aufwächst, denn Liebesentzug ist für ein Kind immer eine Morddrohung - nicht mehr und nicht weniger!

Der Überlebenstrieb des Körpers sorgt dafür, dass die innere Bereitschaft da ist, über den freien Willen die Entscheidung zu treffen, sich gegen sich selbst zu entscheiden. Das klingt kompliziert, läuft aber in der menschlichen Psyche in Sekundenbruchteilen ab, wenn man mittendrin steckt in dieser Erfahrung.

Wenn man später, als Erwachsener sich entscheidet, die Aufmerksamkeit darauf zu legen, kann man diese Dinge für sich selbst wieder entdecken und die damals getroffenen Entscheidungen rückgängig machen. Denn die damalige Gefahr besteht heute nicht mehr, und somit auch nicht die Notwendigkeit des Verdrängens. So lässt sich schrittweise durch die eigene Entscheidung (mit Hilfe des Verstandes) auf der Basis des freien Willens das Geschehene wieder rückgängig machen. Das hat enorme Auswirkungen auf das Leben im Hier und Jetzt.

Ich bin der Meinung, dass wir als Menschen auf dieser feinen Ebene unseres Bewusstsein einen wirklich freien Willen haben, denn dort stehen wir selbst so nahe am Absoluten, so nahe an dem, was wir wirklich sind, an unserem göttlichen Urgrund, dass wir die vollkommene Freiheit berühren. Und die geht niemals verloren, egal wie weit wir uns von uns selbst entfernt haben oder immer noch entfernen. Diese Verbindung bleibt immer bestehen, war immer da und ist das, was uns im Besonderen als Menschen auszeichnet.